Theater! Musik! Aachen!

Theater! Musik! Aachen!

Was sie schon alles gemacht hat! Sie war Regieassistentin, Produktionsleiterin und Abendspielleiterin bei der Ruhrtriennale, bei den Salzburger Festspielen, an der Deutschen Staatsoper unter den Linden in Berlin. Sie leitete die Kölner Kinderoper und ist in Stuttgart Künstlerische Leiterin der „Junge Oper im Nord“ sowie Leiterin des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Stutgart. Und zur neuen Spielzeit wird sie Intendantin am Theater Aachen: Elena Tzavara.

Elena Tzavara

Jetzt hatte sie ihren ersten öffentlichen Auftritt in Aachen: beim Forum „Theater und Musik“ der Musik- und Theaterfreunde Aachen e.V. im Medienhaus Aachen. Über 170 Besucherinnen und Besucher wollten sie kennenlernen und waren begeistert von dieser Persönlichkeit. Elena Tzavara antwortete präzise, authentisch, konzentriert, humorvoll, charmant. Zum neuen Spielplan konnte, durfte und wollte sie nichts verraten, machte aber immerhin erste Andeutungen zu Formaten und Angeboten. Zum Beispiel, dass der Auftakt in die neue Spielzeit eine bekannte Oper sein werde, „spartenübergreifend“. Dass sie – auch gemeinsam mit Generalmusikdirektor Christopher Ward – junge Zielgruppen im Auge habe, dass es Aufführungen außerhalb des Theaters geben werde, auch open-air, ja, auch auf der Büchel-Wiese, wie sie auf Nachfrage bestätigte. Aber nicht nur da, natürlich nicht.

Sie kennt die Stadt

Aachen kennt sie gut, die 1977 in Hamburg geborene, aber eine Zeitlang in Köln aufgewachsene und wohnende Künstlerin. Oft sei sie von Köln nach Aachen gefahren. Für die Stadt braucht sie also keine Wohlfühl-Aufwärm-Phase. Und dass sie nun in Aachen Intendantin wird, empfindet sie als großes Glück, dem großes Können nicht zuletzt bei der Bewerbung vorausging. Da hat sie sich gegen 58 weitere Kandidatinnen und Kandidaten durchgesetzt. Das Theater! Bei der Beschreibung des Gebäudes gerät sie in ein sympathisches Schwärmen, das nicht wirklich getrübt wird, wenn sie einen Atemzug weiter die bevorstehenden Umbau- und Renovierungsmaßnahmen erwähnt – und den „Lärm, den wir haben werden, wenn vormittags im Haus geprobt wird“. Sie wird das bewältigen, organisieren, regeln, schaffen.

Talk im Medienhaus: Elena Tzavara und Moderator Bernd Mathieu

Sie freut sich auf die Zusammenarbeit mit Christopher Ward, der seinerseits ebenfalls Freude empfindet. Das passt eben, und das spürt man. Ward, der seinen Vertrag als GMD in Aachen um weitere vier Jahre verlängert hat, stört in der Kaiserstadt eigentlich nur, dass die Aachenerinnen und Aachener die positiven Aspekte und Akzente ihrer Stadt nicht würdigten und sich dadurch von ihr distanzierten. „Das ist so schade“, sagt der 1980 in London geborene Brite.

Er ist stolz auf sein Orchester, dessen Musikerinnen und Musikern er eine hohe Qualität und ein ebenso hohes Engagement bescheinigt. Und wenn man ihn, wie an diesem Abend, nach Wünschen für sein großartiges Ensemble fragt, dann nennt er spontan eine bessere Akustik im Eurogress, dem Spielort für die Sinfoniekonzerte. Kürzlich habe er bei dem Gastspiel des Aachener Sinfonieorchesters in der Kölner Philharmonie wieder einmal erlebt, wieviel schöner das Orchester noch klingt, wenn es in einer richtigen Konzerthalle spielen darf. Genauso war der Eindruck beim Konzert der Aachener im Concertgebouw Amsterdam.

Christopher Ward erzählte von Plänen, Perspektiven und sogar von einem Format, bei dem auch Laien einmal ans Dirigentenpult dürfen, um ihnen ein „Gefühl für diese Position und diese Tätigkeit“ zu geben, die Ward so liebt. Thomas Beaujean, der Vorsitzende des Musik- und Theaterfreunde e.V., wies zudem auf die Möglichkeit hin, in einer „Sit-in-Probe“ einmal mitten im Orchester dabei sein zu können. Der Verein macht´s möglich!

Die Talkrunde mit (v.l.) Christopher Ward, Bernd Mathieu. Elena Tzavara und Heinrich Brötz.

Soziale Aspekte

Auch Heinrich Brötz, der neue Kulturdezernent der Stadt Aachen, war Talkgast an diesem bemerkenswerten Abend und platzierte die Verbindung zwischen Sozial- und Kulturarbeit in angenehmer Präzision und klarer Botschaft in den Mittelpunkt seiner Antworten. Es müsse viel selbstverständlicher werden, dass auch Kinder und Jugendliche aus Familien, die sich das finanziell nicht leisten könnten, Zugang zu Theater, Konzert, eben zur Kultur in Aachen haben. Tzavara und Brötz sprachen von der Absicht, für einen geringen Beitrag Eltern und/oder Großeltern, die mit ihren Kindern und Enkelkindern kommen, dies möglich zu machen. Auch hier will der Verein der Musik- und Theaterfreunde mit Spenden helfen. Und für die freie Kultur und ihre Künstlerinnen und Künstler will er Ansprechpartner sein, versprach Heinrich Brötz.

Nach dem offiziellen Teil auf der Bühne nutzten viele die Möglichkeit zu persönlichen Gesprächen. Und es gab bereits erste Pläne, Ideen, Anregungen für die Fortsetzung des Austauschs. Diese Kontakte sind die beste Nachhaltigkeit eines solchen Abends.

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