Strahlen, nicht meckern!

Strahlen, nicht meckern!

Ach, Aachen.

Du schöne Stadt.

Du hast phantastische Menschen und ganz viele phantasiebegabte kompetente Anregerinnen und Anreger, die sich irgendwann – ganz bestimmt – zu exzellenten Gestalterinnen und Gestaltern entwickeln werden. Die uns mit der Realisierung ihrer Ideen überraschen, ja geradezu wegen unserer Skepsis und unserer populistischen, völlig ins Unnütze geratenen kleinkarierten Meinung bloßstellen und beschämen. Die alle Kritikerinnen und Kritiker vollends von der Weitsicht und der Richtigkeit ihrer alternativlosen Pläne überzeugen.

Ach Aachen. Wo ist Deine Gelassenheit geblieben, wo Deine Streitkultur?

Da lese ich in Social Media, dass die Sorgen wegen der bald gesperrten Autobahn 544 völlig unangebracht sind. Dass sie keine sachliche Grundlage haben. Dass sie nur den eingeschränkten Gehirnen der aus der Zeit geratenen Autofahrerluftverpestergeneration weißer Männer und andersfarbig dauergewellten Frauen entstammen. Sollen sie doch die anderen Abfahrten benutzen und sich da stauen! Oder noch besser: auf den in der Städteregion genial funktionierenden Öffentlichen Personennahverkehr umsteigen. Aber hurtig! Am allerbesten: gar nicht erst nach Aachen kommen und den Feinstaub und die Widerworte schön auf dem Lande lassen.

Wer diese urbanen Perspektiven kritisiert, wer gar – wie unverschämt! – eine andere Meinung hat, der meint mit seiner Meinung gar nicht die Sache, sondern die Oberbürgermeisterin. Sagen sie! Es geht nicht mehr um Verkehrsflüsse, Staus, Debatte, es geht einem Teil der kommunalpolitischen Aktivistinnen und Aktivisten nur noch um die Unantastbarkeit und Unfehlbarkeit der Person, die gefälligst außerhalb jeder Kritik zu stehen hat. Weil die sofort als persönliche Diffamierung gebrandmarkt wird.

Wehe, man kritisiert etwas in dieser Stadt, schon gerät man unerbittlich in den Generalverdacht, dem grünen Mainstream und ihrer parteilosen Galionsfigur (die vieles, aber nicht alles gut macht!) zu nahe zu treten. Zur Majestätsbeleidigung ist es da nicht mehr weit. Meine  Güte, wo sind wir eigentlich mittlerweile angekommen? Geht’s auch ne Nummer kleiner?

Eine konkrete Handlungsempfehlung, wie man Meinung ebenso wortlos wie zustimmend  demonstrieren kann, gibt es jetzt für ein brandaktuelles Leuchtturmprojekt: die Büchel-Wiese. Es geziemet sich, sie vor lauter Begeisterung gesichtstechnisch freundlichst anzustrahlen. Empfiehlt die Oberbürgermeisterin in wörtlicher Rede. Also bitte aufpassen und in Büchel-Wiese-Nähe ab sofort bloß keine zu ernste Miene aufsetzen: Das könnte als persönliche Kritik an der Stadtoberhäuptin verstanden werden. Und das gehört sich doch nicht! Nicht mal am 1. April.

2 Gedanken zu „Strahlen, nicht meckern!

  1. Witzig, weil so entlarvend. Sie schreiben genau wie der Prototyp Mensch, der Kritik mit Zensur verwechselt. Hier in den sozialen Medien kann doch weiterhin jede und jeder jeder Menge Dinge erzählen, behaupten, zuordnen und eventuell falsch liegen, aber wenn sie oder er das macht, dann… sollte sie/er auch mit Widerwort rechnen und (ganz wichtig!) aushalten. Sie beklagen eine fehlende Debattenkultur und meinen eigentlich: „Ich habe recht und basta“, wirklich witzig.

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