„Heiße Feuer“

„Heiße Feuer“

Was für ein schöner Vormittag in Venlo! Draußen blauer Himmel und Sonne, innen leuchtende Bilder mit entsprechenden Motiven unter dem Titel „Heiße Feuer – Schätze aus dem Rijksmuseum“ („Hete Vuren – Schatten uit het Rijks“). Diese empfehlenswerte Ausstellung ist noch bis zum 25. Mai im Limburgs Museum zu sehen.

Dieses Haus ist für eine Stadt Venloer Größenordnung (104.000 Einwohner) aus Aachener Sicht eine Wucht! Während sich die hehre Kaiserstadt laut Beschluss des Kulturausschusses bald damit abfindet, nur noch donnerstags bis sonntags seine Museen zu öffnen, strömen in Venlo die Menschen zu einer attraktiven Ausstellung mit Meisterwerken aus dem Amsterdamer Rijksmuseum. Auf eine solche Resonanz in derart großzügigen Präsentationsmöglichkeiten blickt der Besucher aus der Städteregion Aachen durchaus vergleichend, wenn er an das nahezu menschenleere LudwigForum für Internationale Kunst denkt. Oder an das räumlich so eingeschränkte Centre Charlemagne.

Michiel Versteegh, Die Abendschule. Collectie Rijksmuseum
Michiel Versteegh, Die Abendschule. ©Collectie Rijksmuseum

Zurück ins Limburgs Museum, zurück zu den heißen Feuern! Das erste Bild von Rembrandt-Schüler Gerard Dou setzt den Maßstab für die Auswahl der dann folgenden Gemälde und zeigt uns ein Mädchen mit einer Öllampe an einem Fenster (Plakatmotiv). Das Licht, das Leuchten, die kleinen und großen Flammen fügen sich in dieser Ausstellung in der Auswahl und Choreografie zu einem Gesamtkunstwerk.

Adriaan Meulemans, Alte Frau lesend, Rijksmuseum, Leihgabe der Stadt Amsterdam
Adriaan Meulemans, Lesende alte Frau, ©Rijksmuseum, Ausleihe von der Stadt Amsterdam

Faszinierend ist der große Bogen, den hier Kunst und Geografie, Farben und Karten, Emotion und Tradition, Alltag und Politik aus mehreren Jahrhunderten bilden. Das ist so interessant, so abwechslungsreich, so informativ, dass man das Gefühl für die Zeit verliert. Die gut lesbare und ausführliche Beschriftung (niederländisch und englisch) stellt eindrucksvoll die Zusammenhänge zwischen den Kunstwerken und der regionalen Historie Limburgs her.

Jean-Baptist Madou, Zeichner in einer Herberge, Limburgs Museum, Leihgabe Rijksdienst voor Cultureel Erfgoed, Amersfoort
Jean-Baptist Madou, Zeichner in einer Herberge, ©Limburgs Museum, Leihgabe Rijksdienst voor Cultureel Erfgoed, Amersfoort

Welche Rolle Feuer in der Vergangenheit gespielt hat, wird in den verschiedenen Phasen dargestellt, in denen Limburgs Geschichte sich mal parallel zur niederländischen Geschichte entwickelt und mal völlig anders. Und mal zerstörend, mal schöpferisch. Mal kriegerisch und explosiv, mal leuchtend und handwerklich.

Alexander Liernur, In einem Haus in Scheveningen, Collectie Rijksmuseum Amsterdam
Alexander Liernur, In einem Haus in Scheveningen,©Collectie Rijksmuseum Amsterdam

Das ist sinnvoll und übersichtlich in einzelne Rubriken eingeordnet, und Limburg nimmt hier mit seinem Bergbau einen großen Platz ein. In Südlimburg, so lernen wir, gibt es die ältesten Feuersteinstollen der Niederlande. Sie stammen aus der Zeit 5000 v. Chr.

Welchen Einfluss hatte das Feuer einer Wachskerze auf den Alltag der Menschen? Sie konnten am Abend lesen, spielen und, so es diese Zeit zuließ, es sich gemütlich machen.  Pfeife, Tabak, Industrieöfen, Krieg, eine Schiffsexplosion im Hafen, Kolonialkriege, Erster und Zweiter Weltkrieg: Diese Facetten sind umfassend dokumentiert und in den Gemälden mit verschiedenen Intarsien und Gegenständen zu sehen.

Christiaen Jansz. Dusart, junger Mann im Kerzenlicht, Collectie Rijksmuseum Amsterdam
Christiaen Jansz. Dusart, junger Mann im Kerzenlicht, ©Collectie Rijksmuseum Amsterdam

Mitten in dieser einen Welt von Kunst und Alltag, von Handwerk und Industrie verlieren die Limburger nicht ihren Sinn für Humor. So heißt es auf einer Schrifttafel: „Obwohl die Leute von  Limburg nicht als heißblütig bekannt sind, hat diese Provinz die längste Geschichte des Feuers im Land.“ Die ältesten Schätze menschlicher Ansiedlungen wurden in Süd-Limburg  entdeckt, der einzige Platz in den Niederlanden, wo Zündstoff gefunden wurde.

Jef Diederen, Bergbau-Region, Limburgs Museum, Leihgabe Stedelijk Museum Schiedam
Jef Diederen, Bergbau-Region, ©Limburgs Museum, Leihgabe Stedelijk Museum Schiedam

Wer Zeit hat, sollte sich auch die Dauerausstellungen im Limburgs Museumanschauen. Dazu demnächst mehr in einem weiteren Bericht. Fotos: m-m

Info: www.limburgsmuseum.nl. Das Museum ist geöffnet dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Eintritt Erw. 17,50 Euro, 4 bis 17 Jahre 8 Euro. Adresse: 5911 BX Venlo, Keulsepoort 5

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