Trinkfest, hungrig und humorvoll

Trinkfest, hungrig und humorvoll

Die Fakten zuerst und in aller Kürze: Martin Wüller ist neuer Ordensträger der Aachener Krüzzbrür, der munteren karnevalistischen Gemeinschaft des Pfarrausschusses Heilig Kreuz. Leo Bardenheuer, Ehrenpräsident des Pfarrausschusses, überreichte am Dienstag den Orden beim Herrenabend im Restaurant „Am Knipp“ dem Direktor des Alsdorfer Dalton-Gymnasiums und bekannten Sänger von „Capella a Capella“.

Und gleich ist es so weit: Ehrenpräsident Leo Bardenheuer (l.) überreicht den Orden an Martin Wüller.

Doch ehe es so weit war, musste und durfte Franz-Josef Staat, Vorsitzender des Pfarrausschusses und Moderator,  in aller Ausführlichkeit die Gäste begrüßen. Das dauert;  denn traditionell und immer wieder kommt es zu Zwischenrufen, Gesang und anderen erwünschten Unterbrechungen, etwa mit dem sich wiederholenden Hinweis auf die aktuelle Befindlichkeit der scheinbar ungeduldigen Herren: „Wir haben Hunger, Hunger, Hunger, haben Hunger, Hunger, Hunger, haben Hunger, Hunger, Hunger, haben Durst!“ Mit dem Essen wurde es trotz dieser massiven Forderung vorerst nichts.

Oh je: kein Lachs-Ersatz!

Da war zunächst mannhaftes Durchhalten gefragt, doch die Hiobsbotschaft hatte Franz-Josef Staat undiplomatisch schon am Anfang verkündet: „Heute gibt es keinen Lachs-Ersatz.“ Und den hatte es bei den Krüzzbrürn über Jahrzehnte bei jedem Herrenabend gegeben. Skandalös!

Blenden wir uns ein in das Programm, das es eigentlich gar nicht gibt,. Der Abend lebt von spontanen Beiträgen, wenn etwa Leo Bardenheuer ein eigens für Martin Wüller getextetes Lied anstimmt: „Im ,Knipp‘ zu später Stund‘ feiern wir in froher Rund‘ unsern neuen Ordensmann, der mit Humor brillieren kann.“ Oder Michael Hammers, Ordensträger 2016, der mit einer bunten Collage an die legendären Aachener Journalisten Jutta Katsaitis-Schmitz und Georg Dünnwald erinnert, die oft und mit Begeisterung über die Krüzzbrür berichtet haben. Und immer wieder stimmt jemand das Motto-Lied der Kürzzbrür an: „Trinkfest und arbeitsscheu, aber der Kirche treu.“

Überraschend dabei: Capalle a Capella singt für den Sangesbruder.
Überraschend dabei: Aachens grandioses Vokal-Ensemble „Capella a Capella“ singt für den Sangesbruder – ein klangvolles Geschenk!

Die in der Ecke

Genau um 20.09 Uhr, 39 Minuten nach Beginn des Abends, ist Franz-Josef Staat deshalb erst am Anfang seiner stattlichen Begrüßungsprozedur, als er die Gäste „hier in der Ecke“ erwähnt: Karnevalisten, Banker, Pfarrausschuss-Mitglieder. Dompropst Rolf-Peter Cremer sitzt in der anderen Ecke. Auch dabei in der schönsten Gaststätte von Aachen: Ponttorordensträger, Stammgäste, Freunde und Förderer. Und Wendelin Haverkamp feiert an diesem Abend sein 25-jähriges Jubiläum als Ordensträger. Muss doch mal erwähnt werden!

Martin va Oche

Die stimmgewaltigen Jungs von „Capella a Capella“ sind die Überraschungsgäste für ihren Bariton Martin Wüller und huldigen ihn mit dem Lied „Martin va Oche, du unsere Seele, mein Fleisch und Blut“. Und kurz danach geschieht das nicht mehr für möglich Gehaltene: Das Büffet wird eröffnet, ebenso offiziell wie schnell. Statt Lachs-Ersatz heute geräucherter Lachs, ansonsten alles wie gehabt. Schmeckt vorzüglich!

Eigens nach Alsdorf

Um 21.15 Uhr beginnt der amtliche Teil: Ordens-Verleihung, Laudatio durch den Ordensträger 2024, Michael Ziemons, Rede des neuen Ordensträgers Martin Wüller, Gratulationen der – wie stets – gut aufgelegten Ordensträger. Ziemons hat sich eigens auf den weiten Weg gemacht und das Gymnasium in Alsdorf besucht. Dort hat er erfahren, dass die Schülerinnen und Schüler im Dalton-System in einzelnen Stunden selber entscheiden können, zu welcher Lehrerin oder welchem Lehrer sie dann in den Unterricht gehen. Kommentar von Martin Wüller: „Seitdem habe ich immer frei.“

Und dann singt er mit: Martin Wüller, Bariton, Schulleiter und Ordensträger
Und dann singt er mit: Martin Wüller, Bariton, Schulleiter und Ordensträger

Ein schönes Kompliment gibt es in allem gebotenen Ernst von Michael Ziemons: „In Alsdorf sind Lehrerinnen und Lehrer, die Kinder nicht klein, sondern groß machen.“ Mit Martin Wüller ehre man einen „echten Öcher, der genetisch mit Dom und Domchor verwachsen ist“. Ziemons hebt besonders Wüllers Einsatz für den Alsdorfer Schulkarneval hervor, den er immer „hochgehalten und dem er zu neuem Elan verholfen“ habe.

Welch edle Herren!

Und nun ist die Bühne frei für Martin Wüller! „Welch edle Herren lang vor mir an dieser Stelle sprachen hier.“ Und dann setzt er an zu einem köstlichen und kurzweiligen Lieder-Potpourri, dessen Titel jeweils zu einem der bisherigen Ordensträger passen. Diese Melange aus Rede und Gesang, aus Hochdeutsch und Öcher Platt überzeugt, begeistert, macht Spaß. Ein dreifach kräftiges Alaaf auf den neuen Ordensträger, auf Martin Wüller und auf die Krüzzbrür!

Der Krüzzbrür-Orden ist die höchste Auszeichnung, die der Pfarrausschuss in jedem Jahr an einen Aachener Bürger verleiht (oder einen in Aachen beruflich sich temporär aufhaltenden, zum Beispiel aus Düren oder Bähsweiler/Baesweiler.)

Titelfoto (v.l.) Leo Bardenheuer, Martin Wüller, Franz-Josef Staat; Fotos Michael Mathar (3), Bernd Mathieu (2)

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