Peinlich.

Peinlich.

Ein Moderator soll moderieren. Er hat sich im wahrsten Sinne dieses Wortes moderat zu verhalten. Er muss darauf achten, dass alle Beteiligten zu Wort kommen. Er muss nachhaken, wenn jemand eine Frage nicht beantwortet. Er muss unterbrechen, wenn jemand lange Referate hält. Konsequent, aber in aller Form. Sachlich, aber nicht persönlich. Er sollte es vermeiden, zu emotional oder gar zu besserwisserisch zu (re)agieren – erst recht nicht in eigener Sache. Er muss die Ruhe bewahren und damit Führung zeigen.

Markus Lanz hat das alles am Donnerstagabend nicht berücksichtigt und nicht ansatzweise beherrscht. Für einen Profi seiner durchaus vorhandenen Kompetenz und oft gezeigten Qualität war das geradezu peinlich, wie er sich von der forschen und in ihrer Art allseits bekannten FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann provozieren ließ. Ihr Hinweis auf den seltsamen Podcast von Lanz mit seinem philophischen Freund Richard David Precht und dessen Aussagen, die von vielen als antisemitisch bewertet werden, führte zur verbalen Explosion, mit der Lanz einen neunminütigen Disput mit der auf Dauer ebenfalls nervenden Liberalen einleitete.

Während dieser Zeit stand ZDF-Korrespondentin Katrin Eigendorf mit Mikrofon nur zuhörend auf einer Straße in Tel Aviv, und der Bruder einer von der Hamas entführten Frau, Gili Roman, der eigentlich zu Beginn zu Wort kommen sollte, musste wegen des Schlagabtauschs zwischen Moderator und Politikerin ebenfalls schweigen, warten, sich wundern. Erst ein anderer Talkgast, Militärhistoriker Sönke Neitzel, beendete den angesichts des Themas völlig unsensiblen Dialog mit der Frage: „Wollen wir nicht alle ein bisschen abrüsten?“

Lanz und Strack-Zimmermannn haben sich mit ihrer fatalen Rücksichtslosigkeit den anderen Talkgästen und dem Fernsehpublikum gegenüber an diesem Abend blamiert. Ein Moderator hätte dieses Desaster rechtzeitig beendet…

5 Gedanken zu „Peinlich.

  1. Lieber Herr Mathieu, ich gebe Ihnen mit jeder Zeile recht. Nur: Markus Lanz war immer schon so. Unerträglich selbstverliebt mit teilweise unverschämt langen Dialogen, die sich als Fragen tarnten.

  2. Das Problem des Markus Lanz ist, daß er sich in der Diskussion nicht zurücknehmen kann.
    Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, daß er auch sein eigener Gast sein möchte, und dafür gerne seine Rolle aufgibt.
    Er fällt sozusagen aus der Rolle.

  3. Der Kommentar ist voll zutreffend. Da sind zwei Selbstdarsteller auf einander getroffen. Die Diskussion der beiden war zum Fremdschämen

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