Das Bedürfnis der Eröffnung.
In der Aachener Zeitung stellt Albrecht Peltzer die Frage: „Wie eröffnet man öffentlich eigentlich eine öffentliche Toilette?“ Das ist nicht nur eine berechtigte und die Aachener Kommunalpolitik bewegende Frage drängender Bedeutungsschwere, sondern ein perfektes Glossen-Thema, zumal wenn es vom Autor so unterhaltsam be- und geschrieben wird.
Ich hatte sofort die Assoziation zum – trotz des Themas – köstlichen Roman „Clochemerle“ von Gabriel Chevallier. Das Buch handelt ausschließlich vom Bau und der Eröffnung einer Bedürfnisanstalt. Nun: In dem fiktiven Städtchen im Beaujolais geriet der Streit ums Bedürfnis zum Skandal, zum Streit mit Bürgermeister, Pfarrer, Honoratioren, Bürgerfrauen, zu einer erhitzten Debatte um öffentliche Moral und praktische Vernunft und zuletzt um den Ablauf der Eröffnungsfeier.
So weit sind wir beim kaiserstädtischen Toiletten-Container im Westpark nicht gekommen. Aber immerhin: Ein Lesetipp ist „Clochemerle“ immer noch! Leseprobe aus dem Kapitel über die Eröffnungsfeier: „Das Monument stand da, schlicht, nützlich und einladend. Man sprach davon, es mit Clochemerler Wein zu taufen und eine Flasche an seiner Blechwand zu zerschmettern…“ Und: „Natürlich empfanden nach so lang angespannter Erwartung auch viele Einwohner Clochemerles ein dringendes Bedürfnis. Der erste, der an der Spitze einer längeren Schlange in die Mönchsgasse ging, war der unternehmungslustige Feldhüter Beausoleil, der seine Eindrücke folgendermaßen zusammenfasste: ,Wie das Wasser da so runterrinnt, das macht einem wahrhaftig Spaß.‘“ Ähnliche Eindrücke und persönliche Erfahrungen sind leider von der Eröffnungsfeier in Aachen nicht bekannt.