Das Desaster des Westens

Das Desaster des Westens

Nichts haben wir uns wirklich vorstellen können. Nicht den Kriegsbeginn in Europa. Nicht diese Brutalität der russischen Aggressoren. Nicht Putins brachiale Gewalt und nicht seinen durch und durch diabolischen Charakter.

Wir können uns in der Retrospektive auch nicht die Naivität des Westens Putin gegenüber vorstellen. Nicht die geradezu katastrophale analytische Schwäche der Nato und ihrer Führungsmacht USA. Nicht das auch deutsche Schulterklopfen für den Kreml-Diktator. Nicht den Bau von Nord Stream 2 nach den Kriegen in Tschetschenien, Syrien und der Annektion der Krim. Nicht die Vergabe der Olympischen Spiele und der Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland, als wäre nichts gewesen. Und auch nicht Gerhard Schröders abstoßende Anbiederung an seinen Freund, den „lupenreinen Demokraten“, und die „Aufwandsentschädigungen“ für diverse unappetitliche Aufsichtsratsmandate. Und, und, und.

Wir hatten schon lange von der nur bedingt einsatzbereiten Bundeswehr gehört, aber dieses reale Desaster erschien uns in dem Ausmaß ebenfalls unvorstellbar. Und: Niemand übernimmt dafür Verantwortung. Auch das ist eigentlich unvorstellbar. Wir wundern uns unterdessen über die von Kanzler Scholz ausgerufene Zeitenwende, wir wundern uns über die ersten veritablen Risse in dieser Wende, die vor allem in seiner eigenen Partei verursacht werden. Wir nehmen erstaunt zur Kenntnis, wie zerstritten die Ampel eigentlich schon ist, und dass das meiste in diesem koalitionären Schlamassel vom Ukraine-Krieg überlagert wird.

Kein Amerikaner, kein Europäer von politischer Bedeutungsschwere hatte offensichtlich den Hauch einer Ahnung von den wahren Motiven, Plänen, Absichten des kriegslüsternen Putin. Man fragt sich zuweilen auch, wozu wir Geheimdienste haben. Und warum es so viele Politiker, Diplomaten, Vermittler, so viele internationale Konferenzen und zuletzt so seltsam einseitige Gespräche mit dem russischen Lügner am langen Tisch im Moskauer Kreml gab und gibt. Die „Qualität“ unserer Sicherheitspolitik muss man nicht mehr expressis verbis kommentieren.

Wir sind geradezu tölpelhaft aus Afghanistan geflüchtet. Das war so etwas wie ein böses Vorzeichen dafür, dass da mit unserer Außen- und Sicherheitspolitik und mit der Strategie und der Zusammenarbeit in der Nato etwas nicht stimmen kann.

Welchem politischen Management können wir angesichts des Unvorstellbaren, das nun eingetroffen ist (und da gäbe es auch außerhalb des Ukraine-Krieges noch ein paaar Angelegenheiten) vertrauen? Das erste Quartal dieses Jahres war in dieser Hinsicht ein großes Stück Ernüchterung und Ratlosigkeit.

Übrigens: Wir konnten uns auch nicht vorstellen, dass wir zwei herausragende Persönlichkeiten in der ansonsten schwachen Ampelkoalition haben würden. Sie heißen Robert Habeck und Annalena Baerbock. Etwas Positives sollte zum Schluss dann doch noch sein.

Ein-  trotz allem – gesegnetes Osterfest!

Ein Gedanke zu „Das Desaster des Westens

  1. Vielleicht gab es im Westen einen Politiker, der nach 2013 mehrfach mitteilte, dass der russische Langzeitdiktator ihn beständig anlügen würde und der gegen den Widerstand einiger damaliger G8 Staaten durchsetzte, dass Russland dort nicht mehr vertreten werden durfte: Barack Obama! Ich habe ihn mehrfach in Washington erleben dürfen: Witzig, bestimmt und durch und durch Werte der westlichen Welt schätzend und vertretend! Leider hat er in Syrien die von ihm selber ins Gespräch gebrachte „rote Linie“ gegenüber dem syrischen Regime verlassen! Hintergrund war allerdings auch die Rücksichtnahme auf den amerikanischen Kongress! Vergessen sollte man allerdings auch nicht, dass russisches Gas und russisches Öl verstärkt in den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts nachgefragt wurde, um die Abhängigkeit von arabischen Staaten, die damals mit wenigen Ausnahmen noch in deutlicher Feindschaft zu Israel standen, nicht zu vergrößern und diesen Nahost-Staaten kein Geld zu überlassen, um islamische Terroristen gegen Israel und den Westen zu finanzieren! Das wird leider häufig übersehen! Ich stimme Herrn Mathieu zu, die beiden Spitzenvertreter der Grünen wachsen in diesem eher schwach austariertem Kabinett noch positiv hervor! Daran sollten sich andere Kabinettsmitglieder und Fraktionsvorstandsmitglieder der SPD sowie der Kanzler ein Beispiel nehmen!

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