Achtung, Satire: Die deutschen Royals!

Achtung, Satire: Die deutschen Royals!

Es ist besser zu heiraten und trotzdem falsch zu regieren. Dem Ja zur Ampel-Koalition folgt das Ja zu Franca Lehfeldt. Christian Lindner kann konsequent sein, sogar als Ja-Sager. Das war nicht immer so.

Das ist doch schon was. Und erst recht diese Hochzeit da oben auf Sylt. Bei den Bildern, die man nun im digitalen Hochglanz bewundern, bestaunen und – je nach Gemütslage, Sympathie und Neidanfällen – bekritteln darf, kommen royale Gefühle auf.

In diesen schwierigen Zeiten verschafft uns der prinzliche Ersatz den Mut, den die Gas sparenden Bundesbürgerinnen und –bürger als ausgleichende Energie-Reserve dringend benötigen: Wagen wir den Sprung ins Unfassbare, ins Undenkbare, ins Unvorstellbare, kurzum in die Promi-Hochzeit des Jahres auf der Promi-Insel deutscher Jahrhunderte.

Die Polit-Adeligen aus dem abgehobenen Berlin strömen per Flugzeug, Bahn und Schiff ein. Wir entdecken auf der neudeutschen Adelsgästeliste den 4711-immer-dabei-Liberalen Wolfgang Graf Kubicki von Redewitz. Solche Anwesenheits-Kontinuität außerhalb von Talkshow und Parlament beruhigt und begeistert uns gleichermaßen.

Da landet im Privat-Jet Chefpilot Friedrich Baron von Merzenhausen, er ist an diesem Tag unangefochten der Überflieger. Und doch nur Begleiter; denn die der Braut aus verlagesinternen Verbindungen nahestehende „Bild“-Zeitung berichtete – selbstverständlich exklusiv -, dass Friedrichs Ehefrau Charlotte von der Braut auf die Gästeliste gesetzt worden sei. Die beiden Damen hätten sich bei einer Wanderung angefreundet. So schafft man Koalitionen! AKV-Ordensritter Friederich sollte öfter mit seinem Ordensbruder Christian wandern, statt einsam durch die Luft zu fliegen, um klimafreundlich auf kleinen Inseln zu landen.

Sylt hat Tradition! Da kommt man eben gerne hin.

Aber genau das tut die grüne Außenministerin ja auch. Und sie redet dann sogar übers Klima. Eingeladen war sie offensichtlich nicht zur Hochzeit. Grüne konnten von der einschlägigen Journaille nicht gesichtet werden. Aber die Ampel hat bei derart privatem Gedöns zwischen Sansibar, Porsche Targa und St.-Severin-Kirche mit Peter-Sloterdijk-Rede ohnehin nichts zu suchen. Man will sich ja köst- und göttlich amüsieren.

Trotzdem war Olaf Scholz eingeladen und ist sogar gekommen. Ein Bundeskanzler bei einer Hochzeit, zumal mit einer derart extravaganten Wortgewandtheit, ist eben was Feines und unbestritten noch exquisiter als jede Ja-Sagen-Deklarations-Feier im bisherigen Jahreskalender von „Bild“, „Bunte“, „Aktuelle“, „Das goldene Blatt“ und „Gala“ zusammen. Immerhin durfte auch Armin Laschet mitfeiern, noch ein AKV-Ordensritter. Ein paar Öcher Töne auf Sylt konnten ja bei allem Hochzeit-Hochglanz-Promi-Stress nicht schaden, und wenn sie das einzige Zeugnis von Bodenhaftung waren. Da ist der Kaiserstädter bekannt für, wa!

Also bloß kein Neid, meine Damen und Herren! Hauptsache, man ist mal dabei bei einer derartigen Hochzeit von zwei aus der Kirche ausgetretenen Menschen in einer von ihnen nun betretenen evangelischen Landeskirche. Ja, dabei sein ist alles, und das gilt nicht nur für Olympia und ähnliche Funktionärsdesaster. Sind wir bitte ehrlich: Diese Einladung für ein Programm mit kirchlichem Segen, weltlichem Bundeskanzler und sansibarischem Champagner ist doch die ultimative Steigerung jeder daher gelaufenen Bändchen-Gesellschaft zweiter Klasse.

Die evangelisch-lutherische St.-Severin-Kirche in Keitum. Foto: media-mathieu

Kurzum: Diese Show einer vermeintlichen High-Society im Hochzeitsfieber, diese Choreografie des Sommers 2022 war in diesen Zeiten mutig, auffällig, bunt und für einen Bundesfinanzminister geschmacklos. Dem Chef-Anknipser des gelben Ampel-Lichts fehlt noch ein bisschen Licht für – sagen wir es in aller Zurückhaltung (denn die ist ja bisher hier noch nicht vorgekommen): Sensibilität. Also noch mal: Bitte kein Neid. Wir gönnen dem Herrn Bundesfinanzminister von Herzen alles. Sogar ein bisschen mehr Demut. Immerhin: Jetzt ist der Mann vom Markt. Vom Heiratsmarkt. Ist doch ein guter Anfang!

Ein Gedanke zu „Achtung, Satire: Die deutschen Royals!

  1. Hallo Bernd, sage bitte nichts über unsere Lieblinginsel Sylt, alles Andere darfst du sagen. Eine auf den Punkt Gebrachte Satire! Liebe Grüße Hannelore und Willy

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