Der CHIO, die Präsidentin, das Team

Der CHIO, die Präsidentin, das Team

Lange Zeit herrschte ziemliche Ungewissheit. Dann stand fest, dass das Turnier von 2020 nach 2021 verschoben werden musste. Und schließlich vom Juli in den September (10. bis 19.). Eine Großveranstaltung lässt sich so nur schwierig planen, besonders wenn man nicht weiß, wie viele Menschen überhaupt auf das CHIO-Gelände dürfen und welchen Abstand sie halten müssen. Am Freitag geht es los: endlich wieder, endlich wieder CHIO.

Die Präsidentin des Aachen-Laurensberger Rennvereins, Stefanie Peters, hat sich von dieser Situation des Ungefähren nicht sonderlich nervös machen lassen und blickt optimistisch auf das Turnier. „Es lag ja nicht in unserer Hand, und deshalb gehen wir damit auch nicht angespannt um.“

Alle sind dabei geblieben!

Bei aller Unsicherheit waren schon länger einige Stützpfeiler unverändert vorhanden. Zum Beispiel die Sponsoren. Sie sind für den CHIO überlebenswichtig. „Mit den meisten pflegen wir in eine sehr langfristige Partnerschaft, aber wir wissen natürlich, dass es auch in der Wirtschaft aufgrund der Pandemie Einschnitte gab. Alle sind dabei geblieben! Wir haben sehr, sehr guten Rückhalt bekommen.“ Und: Die Topreiterinnen und –reiter sind in Aachen am Start!

Rund 30 Jahre ist Stefanie Peters jetzt für den ALRV ehrenamtlich tätig. Eine derartige Konstellation wie in den letzten Monaten hat sie noch nie erlebt. Mit dieser Belastung kommt sie gut zurecht. „Ich bin Unternehmerin und muss auch in diesem Umfeld mit meinem Team nach Lösungen suchen. Wir alle beim ALRV müssen mit dieser Situation umgehen. Wir sind tatkräftig unterwegs, haben keine Angst und scheuen uns nicht, über neue Wege nachzudenken. Im Gegenteil: Wir versuchen, das Beste draus zu machen.“

Haben die Auswirkungen der Pandemie ihre ursprünglichen Pläne, wie sie das Amt der Präsidentin gestaltet und mit Familie und Beruf vereinbart, unangenehm beeinflusst? Sie verneint das spontan und erwähnt im selben Atemzug das hauptberufliche Team, auf das sie sich so hervorragend verlassen könne. „Das betreut, das regelt, das entwickelt weiter, das managt das operative Geschäft.“ Dass sich in einer Krisensituation alle Beteiligten öfter treffen und austauschen, sei klar. „Wir brauchen ein paar Jahre, ehe wir wieder in ein normales Fahrwasser kommen.“

Es sei wichtig gewesen, die Zeit zu nutzen und neue Konzepte zu schaffen, etwa mit dem CHIO Aachen CAMPUS. Er bietet ganzjährig attraktive Trainings- und Bildungsangebote in Sachen Pferdesport. Während der Corona-Phase sind viele Ideen entwickelt worden. Es geht um Jugend, Training, Exzellenzprogramm, auch um Fotografie, Feriencamps für Kinder, um digitale Angebote. Wegen der Reisebeschränklungen konnte zunächst einiges nicht wie geplant umgesetzt werden.

Neue Halle, zweiter Turnierplatz

Allmählich hat sich das geändert, und erste Trainingsveranstaltungen mit namhaften Trainern konnten stattfinden. „Das läuft sehr gut an, und wenn wir wieder etwas freier atmen können, werden wir damit intensiver an die Öffentlichkeit gehen. Die Angebote werden sehr gut genutzt.“ Zurzeit mit regionalem Schwerpunkt, demnächst auch international. Das Exzellenzprogramm mit den Niederlanden, Belgien und Deutschland soll auf weitere Länder ausgedehnt werden, die Trainingsangebote sollen ein internationales Publikum anziehen.

Und die Anlage soll erweitert werden! Wir reden über ein seit Jahren immer wieder erörtertes Thema. Die Stadt Aachen erwirbt das Gelände rund um das alte Polizeipräsidium vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB). Mit der Stadt ist ein gemeinsames Konzept Sportpark Soers entwickelt  worden.

Der ARLV hat zu wenig Platz. Die Albert-Vahle-Halle wird abgerissen und durch einen größeren Neubau ersetzt. Und es wird einen zweiten Turnierplatz geben. „Wir möchten während des CHIO die Jugend sehr viel stärker einbinden“, sagt die Präsidentin. Parallel zu den Prüfungen auf dem Hauptplatz bietet der ALRV dann in der gleichen Woche Jugendprüfungen an. Die neue Halle wird Seminarräume haben und mit dem direkt daran angrenzenden neuen Turnierplatz den Kern für die ideale Infrastruktur des  Campus bilden. „Unser Ziel ist es, während des ganzen Jahres ein Kompetenzzentrum Pferdesport zu sein. Das geht nur mit der Erweiterung.“ Um das neue Außengelände flexibel für Springen und Dressur zu nutzen, wird es ein Sandplatz sein.

Die neue Halle wird über mehr Zuschauerkapazitäten mit festen Plätzen und einer variablen Tribüne verfügen. Zudem wird es mehr Stallungen mit festen Boxen geben. „Gleichzeitig überlegen wir, ob wir das Museum, das sich jetzt im Hauptgebäude befindet, in einem neuen Gebäude unmittelbar neben der neuen Halle unterbringen. Das Museum hätte dann einen eigenen Zugang und könnte außerhalb unserer Geschäftszeiten öffnen.“

Stefanie Peters hat von Jugend an eine enge Beziehung zum Reitsport. Sie hat sie an ihre Tochter weitergegeben. „Sie macht das mit großer Begeisterung, und so habe ich wenigstens wieder einmal in der Woche direkt mit Pferden zu tun. Es ist schon ein bisschen Déjà-vu.“

Freude, Routine, Ärger?

Drei Begriffe, so mein Wunsch gegen Ende unseres Gesprächs, soll sie in Zusammenhang mit ihrem Amt bewerten: Freude, Routine, Ärger. Sie antwortet sofort mit einem Lachen, und so geht es weiter: „Routine null. Das war zuletzt wirklich alles andere als Routine. Kommt aber hoffentlich. Freude mindestens 70 Prozent. Und der Rest? Ärger ist das falsche Wort, eher Anspannung, Ungewissheit über das, was man nicht beeinflussen kann.“

Was hat sie persönlich und als Unternehmerin während der Corona-Krise vermisst? „Ich bin in solchen Situationen sehr sachlich und wenig emotional.“ Im Berufsalltag hat sie gestört, dass es wenig Planbarkeit gegeben habe. „Am meisten, dass die Politik die Unternehmen mit so großen Einschnitten in ihre Entscheidungsfreiheit konfrontierte.“ Sie sagt aber auch: „Am Ende sind wir Deutschland bisher gut da rausgekommen, vor allem wenn man in andere europäische Länder schaut und sieht, wie stark dort persönliche Freiheiten eingeschränkt wurden.“

Zurück zum CHIO: Welcher persönliche Wunsch bleibt für das Turnier jetzt im September, wann wäre die Präsidentin glücklich? „Ich bin dann besonders glücklich, wenn wir Spitzensport erleben. Gleichzeitig ist es genau so wichtig, dass sich möglichst viele Zuschauer das Turnier ansehen können. Deswegen ist mein Wunsch, dass wir größtmögliche Normalität haben können. Normalität des CHIO ist Spitzensport mit toller Atmosphäre.“

Foto: CHIO Aachen/Andreas Steindl

Erschienen im Magazin BAD AACHEN, Sonderausgabe CHIO

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