Und keiner war da.

Und keiner war da.

Nein, das traurigste und gleichermaßen ärgerlichste Ereignis der Woche fand nicht in der Virusverbreitungsarena Wembley in London statt. Das sang- und klanglose Ausscheiden der deutschen Fußballnationalmannschaft, diese Arbeitsverweigerung überheblicher und einsatzunwilliger Balltreter ist keinen weiteren Kommentar wert.

Trauriges, Ärgerliches, Beschämendes geschah im niedersächsischen Wunstorf auf dem dortigen Fliegerhorst. Unsere letzten 265 Soldatinnen und Soldaten kehrten aus Afghanistan zurück. Ja: Stell‘ Dir vor, sie stiegen aus dem Flieger aus, und niemand von denen, die sie an den Hindukusch geschickt hatten, war zur Begrüßung in der Heimat da.

Das Unvorstellbare ist Wirklichkeit geworden. Kein Bundespräsident (wohl schon in Israel), keine Verteidigungsministerin (wohl schon in Washington), keine zu diesem Zeitpunkt in Deutschland sich aufhaltende Kanzlerin, kein Vizekanzler, kein Präsident des Bundesrates (der in Abwesenheit den Bundespräsidenten vertritt) war da. Kein Landrat, kein niedersächsischer Ministerpräsident. Kein Bundestagsabgeordneter. Auch nicht der Präsident des Deutschen Bundestages, jener Volksvertretung, die mit ihrer Entscheidung 150.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten nach Afghanistan geschickt hatte, wo sie Leib und Leben riskierten, die Befehlsempfängerinnen und –empfänger der so genannten Parlamentsarmee. Von ihr wird man gewiss noch in wohl gestelzter Rhetorik hören – im „Festakt“ der folgen soll. Irgendwann. Irgendwie. Irgendwo.

Die Rückkehr war ein absehbarer Termin, keine Überraschung, nicht so spontan wie die allerneueste Erkenntnis der Woche, dass man Astrazeneca nicht zweimal impfen soll. Es wäre ein Leichtes gewesen, eine Persönlichkeit zu finden, die ein paar Worte des Dankes gesagt hätte. Die in der berührungslosen Corona-Gesellschaft vielleicht sogar etwas Berührendes ausgesprochen hätte. Jemanden, der diesmal nur einen Bruchteil der Stunden hätte investieren müssen, die er sonst in Talkshows verplempert.

Aber es war keine SHOW. Es war die unbedingte ZEIT für Haltung, Respekt, Wertschätzung und angesichts des nachhaltigen Dilemmas in Afghanistan gewiss auch für die Notwendigkeit politischer Analyse. Dieser Ausfall auf allen Ebenen war, ist und bleibt letztlich nur tief beschämend.

Ein Gedanke zu „Und keiner war da.

  1. Vollkommen recht, total peinlich!Stellt sich die Frage, brauchen wir eigentlich noch Politik?Eine Vorbildfunktion haben sie schon lange nicht mehr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert