Braucht Scholz Mut? Nein!

Braucht Scholz Mut? Nein!

„In großer Not zeigt sich der große Mut.“ So hat es der französische Autor Jean-Francois Regnard (1655-1709) formuliert. Aber braucht Olaf Scholz wirklich Mut, wie ihm das viele bescheinigen? Nein, braucht er nicht!

Denn:

  • Es hat nichts mit Mut zu tun, bei der Verkündigung der Kanzlerkandidatur 15 Minuten dem Kongenial-Partei-Spitzen-Duo Sakia Esken und Norbert Walter-Borjans und seinem ausufernden Worthülsen-Gerede zuzuhören. Das ist keine Frage des Muts, sondern der Ausdauer und Nervenstärke. Und die hat ein richtiger Hanseat von Geburt an.
  • Es hat nichts mit Mut zu tun, jetzt Kanzlerkandidat der SPD zu werden. Eine Partei, die zurzeit bei 15 Prozent herumdümpelt, wird Olaf Scholz in einer Ohne-Angela-Merkel-Bundestagswahl hanseatisch seriös über die 20-Prozent-Marke hieven, vielleicht sogar auf Ü25. Das ist kein Mut, sondern berechtigte Erwartung.
  • Es hat nichts mit Mut zu tun, Kanzlerkandidat einer Partei zu werden, die in Teilen gar nicht hinter dem Kanzlerkandidaten steht. Scholz ist ein Finanzminister mit Rückgrat, Ausdauer und Marathon-Fähigkeiten. Den kippen keine Jusos, Kühnerts, Stegners, Schwans aus den Latschen. Das ist kein Mut, sondern Beharrlichkeit und – wie bei Merkel – Teflon-Eigenschaft: So etwas lässt der Hanseat ebenso abtropfen wie Spekulationen um Rot-Rot-Grün.
  • Es hat nichts mit Mut zu tun, sich zum Kanzlerkandidaten nominieren zu lassen, obwohl die SPD ihn nicht gut genug fand Parteichef zu werden. Das ist eher die aktuelle Einsicht der Anti-Scholz-Genossinnen und –genossen, dass sie mit Esken, Mützenich & Co. in der Kanzler-Kandidatenrolle die 15-Prozent-Hürde nicht überschreiten würden. Das ist kein Mut, sondern stille Genugtuung eines Kandidaten, der weiß, was er kann und damit vielen in seiner eigenen Partei immer noch voraus ist.
  • Es hat nichts mit Mut zu tun, einen beliebten Politiker zu nominieren, dem man am ehesten zutraut, die derzeit so gefragten und geschätzten merkelschen Eigenschaften in die Zukunft zu retten. Das spricht für Scholz und weniger für die potenziellen Kanzlerkandidaten der CDU/CSU. Das ist kein Mut, sich frühzeitig gegen wen auch immer bei der Union zu profilieren, sondern Haltung: Ich bin hier, ich traue mir das zu, ich mache das. Und wen die anderen aufstellen, ist mir egal. Was hat er zu verlieren?
  • Es hat auch nichts mit Mut zu tun, dass ausgerechnet Walter-Borjans und Esken den Kanzlerkandidaten unter einstimmiger Assistenz des SPD-Präsidiums gekürt haben. Es wäre vielmehr mutig gewesen, den Kanzlerkandidaten ähnlich aufwändig und der Basis zugewandt zu wählen, wie das beim SPD-Vorsitzenden-Duo in zig Konferenzen noch selbstverständlich war. Es wäre mutig gewesen, der vielzitierten Basisdemokratie der SPD eine Stimme zu geben. Aber die Sache ist zu heikel, das hätte ähnlich schief gehen können wie bei Walter-Borjans und Esken selber. Die beiden handeln eben aus Erfahrung und haben hier den Kurswechsel weg von der Basis vollzogen. Gar nicht mutig!

 

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