
Empörungen erster Güteklasse
Ach, was haben wir wieder für Empörungen erster Güteklasse. Der über das Stadtbild empörte Kanzler, die über die Kanzler-Äußerung empörte linksbürgerliche Gesellschaft, die nicht empörte, sondern hocherfreute rechte „Alternative“ für ihre erneut unerwartete Förderung durch den Kanzler, die ohnehin stets schnell empörten Medien, die empörten Spontan-Demonstrantinnen und Demonstranten, die empörten und vor Tiefgründigkeit geradezu strotzenden Hobby-Analysten – sie alle sorgen seit Tagen in immer neuen Variationen, Umfragen, Unterstellungen, Interpretationen, Mutmaßungen für die vermeintlich wichtigen Schlagzeilen und verdrängen dabei gelegentlich sogar Trump auf Platz zwei, was – an und für sich – allerdings ja nicht schlecht ist.
Merzens Äußerung war kein rhetorisches Highlight, es war ein ziemliches Desaster des Ungefähren, dessen nachgeschobene Konkretisierung Tage später erst recht misslang. Da fragt man sich schon nicht mehr, welche Beraterinnen und Berater dieser Kanzler hat, sondern ob er überhaupt welche hat oder, wenn er doch welche hat, warum er denen gegenüber eine höhere Resistenz beweist als zuweilen seinem sozialdemokratischen Koalitionspartner gegenüber.
Man sollte dem Herrn Bundeskanzler erklären, dass man die AfD nicht mit nebulösen Äußerungen auf dem Silbertablett halbiert, sondern mit Konsequenz und Lösungen. Und vor allem mit Maßnahmen, die dort helfen, wo Demokratie ge- und erlebt wird: in den Städten und Gemeinden unseres schönen Landes, das dort geprägt wird durch Schlaglochstraßen, marode Schulen, Leerstände, um die Existenz kämpfenden Einzelhandel, Obdachlosigkeit, Bettler (gutmütige und aggressive), Drogenkriminalität, Verschmutzung. Das ist kein ursächliches Migrationsproblem und schon gar keins eines irgendwie gearteten und nicht näher definierten stadtbildnerischen Aussehens.
Erst gestern wieder hat sich ein Teil meines Stadtbilds bestätigt: mit den arbeitsamen Menschen auf den Müllfahrzeugen, in der Straßenreinigung, in Parkanlagen und in öffentlichen Toiletten. Meinem individuellen Stadtbild nach zu urteilen alle mit Migrationshintergrund. Wie wäre es mal mit einem uneingeschränkten Dank an diese Menschen, sozusagen kanzleramtlich?
Und erledigt, liebe Politik, endlich die wesentlichen Aufgaben, die die Parteien der Mitte stark und die ganz rechts schwächer machen: Stärkt die Kommunen! Stärkt die Schulen! Stärkt das Ehrenamt! Kümmert Euch um den vorpolitischen Raum und seine grandiose kulturelle und gesellschaftliche Vielfalt! Und fragt vor allem anderen, wie es den Kindern in den Städten und Gemeinden geht. Das ist der Maßstab zukunftsorientierter Politik und hätte ein Sondervermögen verdient.
Ein Gedanke zu „Empörungen erster Güteklasse“
Unserem werten Herrn Bundeskanzler sollte wirklich mal jemand erklären, dass er zuerst mal überlegt – dann solche Sachen groß veröffentlicht! Um die wirklichen Probleme in unserem Land scheint sich ich dieser Regierung – da mal angetreten ist, die Fehler der Ampel zu korrigieren – keiner zu kümmern, Hauptsache man ist mal gewählt und für die nächsten 4 Jahre sicher im Amt! Für die 4 Jahre würde ich mittlerweile auch keine Hand mehr ins Feuer legen – also liebe Regierungs- und Bundestagsabgeordneten macht mal das, wofür ihr gewählt wurdet und was eure Wähler(innen) von euch erwarten!!