Das Versagen der EU.
Zu beschönigen ist da nichts mehr. Die EU-Kommission hat auf der ganzen Impfstoff-Ebene versagt. Man hätte jetzt erwarten können, dass Frau von der Leyen bei dieser formidablen Pleite nicht zuerst ihre Gesundheitskommissarin in die Öffentlichkeit schickt. Sie hätte das selber verkünden und erklären müssen. Sie ist die Chefin. Sie trägt die Verantwortung für das EU-Desaster. Ihre gesamte Haltung ist einfach nur: kläglich. Ohne jedes Format.
Die EU hat den Impfstoff viel zu spät bestellt. Sie hat viel zu umständlich verhandelt. Sie hat der alt bekannten und selten bewährten EU-Bürokratie Vorfahrt eingeräumt, als Tempo gefragt war, als es um Flexibilität, um Geschwindigkeit, um den Kampf gegen Infektionen und Todesfälle ging. Lange war der Kommission die BioNTech-Impfstoff zu teuer, sie wollte ihn erst gar nicht. Da hat die ansonsten mit Subventionen für alles Mögliche und Unmögliche so spendable EU am falschen Ende gespart, und erst durch die Intervention des deutschen Gesundheitsministers Jens Spahn kam BioNTech dann – reichlich verspätet – doch noch zum Zuge. Da hatten andere Länder längst Verträge unterzeichnet.
In Sachen Impfstoff waren Großbritannien, die USA, Israel und andere Länder viel schneller. Richtig: Zum Teil haben sie auch mehr bezahlt. Aber das musste es doch wert sein! Auch der EU. Zu begreifen ist das nicht. Wenn aus Sicht der Bundeskanzlerin nur eine europäische Lösung infrage kam, dann spricht dies zwar sehr für Solidarität, für europäischen Zusammenhalt, das darf jedoch nicht auf Kosten verantwortungsbewusster Handlungsweise und Entscheidungsfreude gehen. Wer die EU-Karte zieht, der muss dann bitte ausnahmsweise in einer Pandemie-Situation mal konsequent, zügig und der Situation angemessen handeln.
Die EU hat das Mandat seit Juni. Erst jetzt ist sie wach geworden und führt nun ein Transparenzregister ein, das die Produzenten in der EU verpflichtet, Exporte in Drittländer anzumelden. Dass die EU bisher darauf verzichtet hat, ist schwer nachzuvollziehen. Ihre ohnehin bei vielen Bürgerinnen und Bürgern so angeschlagene Akzeptanz hat noch mehr Dellen bekommen. Nein: Es sind richtige Beulen.
3 Gedanken zu „Das Versagen der EU.“
Nachdem die EU in der Corona-Krise nahezu ein Jahr nicht wahrnehmbar war, vereinbarten Frau von der Leyen und Frau Merkel ihre moralisch überhöhte Impfstoffinszenierung.
Aber hier ging es um Wirksamkeit und Effizienz und nicht um Bühnenkunst. Das wirft die Begeisterung für „Europa“ spürbar zurück.
Und schon geht man bei dem Arzneimittel gegen Corona den verpönten nationalen Weg.
Ich kann keine groben Fehler entdecken, die solch einen Shitstorm rechtfertigen. Das Mittel wurde in Recordzeit entwickelt. Es ist einsatzbereit. Meine Tochter wurde bereits geimpft. Hätte man mehr in Merk/Pasteur oder den französischen Hersteller investieren sollen? Ich weiss, alle möglichen „Könner“ hätten, wie immer alles besser gemacht. So what, bald bin ich auch dran und ärgere mich bis dahin noch ein wenig über unser „bildungsfernes“ Massenblatt.
Welchen „Shitstorm“ meinen Sie? Sowohl der Beitrag als auch die Kommentare dazu sind seriös und gewiss kein „Shit“. Es geht hier auch überhaupt nicht um die Qualität des Impfstoffes und die“Rekordzeit“ der Herstellung. Davon ist mit keiner Silbe die Rede: Der Beitrag bezieht sich einzig auf die EU und ihr zögerliches Handeln bei einem in der Tat – wie Sie richtig schreiben – „einsatzbreiten“ Impfstoff. Das ist ja genau der Punkt der Kritik, und das sollten Sie schon differenzieren.