Die Wahl.

Die Wahl.

  1. Das mit Abstand beste Ergebnis für die Grünen in einer Großstadt hat es in Aachen gegeben. Weder in Bonn, Köln, Münster oder Düsseldorf haben die auch dort erfolgreichen Grünen ein derart hohes Ergebnis bei der Ratswahl erreicht: 34,17 Prozent. Also: Es muss in Aachen zusätzliche eigenständige Akzente geben, die mit Landestrends, Universitätsstädten oder der Akzeptanz der Corona-Politik der Landesregierung nichts zu tun haben. Schwarz-Rot ist in der Kaiserstadt nicht nur abgewählt worden, sondern in einem tiefen Tal gelandet: CDU und SPD erreichen gemeinsam nur noch 43,14 Prozent. Das ist tatsächlich eine historische Zäsur in der Aachener Kommunalpolitik und geradezu peinlich für die „Volksparteien“.
  2. Sogenannte bürgerliche Wählerinnen und Wähler sind in Aachen aus lokalen Gründen zu einem beachtlichen Teil ins grüne Lager gewechselt. Das war absehbar, wenn man sich genau angeschaut hat, wer in den letzten Wochen ganz offen die grüne (parteilose) OB-Kandidatin Sibylle Keupen unterstützte. Hier mischen sich Elemente der Persönlichkeitswahl mit dem Ende der Geduld: Viele haben kein Vertrauen mehr in die Mehrheiten der letzten Jahre, in CDU und SPD, in Stillstand und in die Hinterlassenschaft allergrößter Baustellen wie Büchel, Bushof, Mobilität. Die Liste ist lang. Wer sie kennt, den kann das Wahlergebnis nicht überraschen.
  3. In der Städteregion hat der neue Bürgermeister Pierre Froesch (CDU) in Baesweiler mit über 80 Prozent ein überragendes persönliches Ergebnis erzielt. Er konnte mit seiner Kompetenz als Verwaltungsfachmann ebenso überzeugen wie mit seiner sympathischen Art der Kommunikation. Dass Persönlichkeiten die entscheidende Rolle bei einer Kommunalwahl spielen, sieht man in vielen Klein- und Mittelstädten, aber auch in Großstädten. In Essen hat Amtsinhaber Thomas Kufen (CDU) in den letzten fünf Jahren mit solider Arbeit überzeugt und ist mitten im politisch immer noch roten Ruhrgebiet wiedergewählt worden – mit satten 54,27 Prozent (nur 20,26 Prozent für seinen SPD-Gegenkandidaten Oliver Kern). Wer auf die richtigen Leute setzt, hat Erfolg. So einfach kann das zuweilen sein.
  4. Ein Ergebnis, auf das es zu achten gilt, müssen wir leider in Alsdorf zur Kenntnis nehmen: Hier kratzt die AfD mit 9,27 Prozent an der Zehn-Prozent-Marke. Das ist erschreckend und bedarf nun einer parteiübergreifenden Strategie, auch eine wesentliche Aufgabe für den wiedergewählten Bürgermeister Alfred Sonders (SPD).
  5. Und wenn die Kommunalwahlen irgendeinen Bezug zu landesweiten Entwicklungen haben sollen, ja, dann bleiben wir doch beim Bezug: Es gab einmal einen Schulz-Zug, aber einen Scholz-Zug gibt es offensichtlich nicht. Das sollte aus SPD-Sicht ohne Wenn und Aber das Fazit der NRW-Wahl sein. Aachen, Köln, Bonn und Düsseldorf. Dort wird am 27. September in der Stichwahl entschieden, wer Oberbürgermeister/in wird. Es bleibt spannend.

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