Willi, der Bürgermeister.

Willi, der Bürgermeister.

Man hätte ihm einen schöneren Abschied gewünscht. Eine Feier mit vielen Wegbegleitern aus der Politik, seiner Stadtverwaltung, aus den Vereinen und der Bevölkerung, aus benachbarten Kommunen. Corona hat nicht nur das verhindert, sondern ihm in den letzten Wochen seiner Amtsführung auch noch die hässlichen Rekordzahlen dieser Pandemie serviert und Baesweiler zu einem bundesdeutschen Hotspot besonders unerwünschter Art gemacht.

Heute hat Willi Linkens seinen letzten Arbeitstag als Bürgermeister der Stadt Baesweiler und verabschiedet sich quasi nichtöffentlich nach 35 erfolgreichen Jahren aus diesem Amt, das ihm immer sehr viel Freude bereitet hat und das er mit so hoher Kompetenz und großem Verantwortungsbewusstsein gestaltet und geprägt hat.

Bürgermeister in Baesweiler zu sein: Etwas Anderes konnte er sich zwar durchaus einmal vorstellen, als er eine Zeitlang als aussichtsreicher Städteregionsratskandidat galt, aber realisiert hat er das in seiner fast kompromisslos heimatverbundenen Konsequenz letztlich doch nicht. Gut für die Stadt und wohl auch für ihn, weil er in diesem Amt brillierte und Erfolg hatte wie kaum ein anderer. Und wenn man den überstrapazierten Begriff vom „Lebenswerk“ nun hier doch benutzt, dann weil er ausnahmsweise und ganz genau einmal passt.

Was aus dieser Idee, dieser Initiative, ihn, den Amtsrichter in Geilenkrichen, 1985 zum Stadtdirektor zu wählen, geworden ist, kann man in der Rückschau nur als außerordentlich atemberaubendes Beispiel von erfolgreicher individueller Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Klein- (oder Mittel?)städtchens bezeichnen. Dass da damals eine spätere Ikone der kommunalpolitischen und stets hellwachen Gegenwartskunst ihre einzigartige Laufbahn begann, ahnte vielleicht nur er selber. Manche warteten nicht ohne eine gewisse Skepsis ab, wie sich das mit ihm entwickeln würde. Die meisten unterstützten den Christdemokraten (auch über Parteigrenzen hinaus) und merkten schnell, welches Juwel sie an der Spitze der Verwaltung und der Stadt hatten.

Diese Expansion an Kompetenz, Energie, Dynamik, Strategie, Klugheit und Schläue, ja zuweilen auch Sturheit ist heute schon längst der Hauptteil seiner Biografie. Und wer in einer Wahl sogar 92,64 Prozent der Stimmen erreichte, ist eben eine Art kommunaler Star, mag er sich noch so sehr gegen solche ihm übertrieben scheinende Bewertungen wehren.

Wer heute Texte liest und auf Fotos betrachtet, was vor 35 Jahren und danach in Baesweiler möglich war, kann es zunächst gar nicht fassen: so viel Kreativität, so viel Neues, solche Vielfalt. Willi Linkens veränderte die Stadt, ihre Verwaltung und ihren Stadtrat auf faszinierende Weise. Das bedeutete für eine gewisse Zeit das Ende der Beschaulichkeit, die durch einen anderen Blickwinkel ersetzt wurde. Das Beeindruckende daran: Er kombiniert Geschwindigkeit mit Gründlichkeit – eine seltene Gabe.

Linkens hat stets einer Linie freien Lauf verschafft, die wir öfter auf den Markt der Eitelkeiten und Rücksichtslosigkeiten los lassen sollten: klares Konzept, noch deutlichere Durchsetzungskraft, den Blick auf Wirtschaftsförderung und damit auf eine gewisse und durchaus für Jahrzehnte stabile finanzielle Unabhängigkeit gelenkt. Er zeigte Mut, war zum Widerspruch bereit auf den ausufernden Marktplätzen der Besserwisser und Pseudo-Experten; denn er brachte Dinge auf den Punkt. Ohne solche Einmischungen verkommt unsere Gesellschaft zu einem politisierenden Gerangel der Interessenhaufen: auch in der Kommunalpolitik – wie man an manchen Nachbargemeinden noch heute sehen kann…

Für Willi Linkens waren Veränderung und die Orientierung über vertrautes und bloßes Verwalten hinaus ein Gewinn und niemals eine Bedrohung. Dazu gehörten gelegentlich seine typischen „Überredungen“ – auch das war eine Kunst, die Kunst des durchaus machtbewussten und führungsorientierten Verwaltungschefs und Bürgermeisters. Das hat Baesweiler gut getan! Wünschen wir ihm, seiner Frau Maria und der Familie von Herzen alles Gute für seine neue Lebensphase. Kurzum und unter Baesweilern gesprochen: Wir sehen uns!

Foto: Michael Jaspers

2 Gedanken zu „Willi, der Bürgermeister.

  1. Es gibt keine Stadt in NRW, in der eine so sensationelle und absolut positive Entwicklung stattgefunden hat wie in Baesweiler. Ohne Willi Linkens wäre Baesweiler heute „ eine Stadt wie viele andere“- heute ist Baesweiler die Vorzeigekommune in NRW. Ihm ist für seinen Einsatz zu danken. Bernd Mathieu für die gelungene und herausragende Würdigung.

  2. Ein sehr schönes Portrait zum Abschied von Bürgermeister W. Linkens. So viel Lob hat er sich echt verdient! Viel Glück und vor allem weiterhin allerbeste Gesundheit im neuen Lebensabschnitt. FG, Georg Kremer, Eupen

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