Roncalli-Chef: „Das ist ein Affront“

Roncalli-Chef: „Das ist ein Affront“

35 Jahre alt ist die enge Verbindung zwischen dem Circus Roncalli und der Stadt Aachen. Aber jetzt scheint die Freundschaft zu Ende zu gehen. „Wir werden nie wieder nach Aachen kommen“, sagte Roncalli-Direktor und Gründer Bernhard Paul am gestrigen Mittwoch. Anlass für Pauls massive Verärgerung ist eine aktuelle Verfügung des städtischen Ordnungsamtes. Das Unternehmen habe am Mittwoch ausnahmslos alle Plakate in der Stadt abnehmen müssen, sogar die an privaten Grundstücken, wo sie mit dem Einverständnis der Eigentümer aufgehängt worden seien. Bei Verstößen drohe ein Bußgeld bis zu 12.000 Euro. „So etwas haben wir noch in keiner Stadt erlebt, erst recht nicht in Aachen.“

Seit Samstag und noch bis zum 1. Juni gastiert Roncalli auf dem Bendplatz. Aachen werde, so Paul in unserem Gespräch weiter,  nach jetzigem Stand kein Teil der großen Roncalli-Jubiläumstournee 2026 werden.

„Wir müssen nicht nach Aachen kommen, wir können auch wieder nach New York gehen!“

Die Stadt Aachen konnte am Donnerstag zunächst noch keine Stellungnahme zu dem Vorgang geben. Dr. Jutta Bacher, Pressesprecherin der Stadt Aachen, erklärte, man werde den Sachverhalt „sorgfältig prüfen und so schnell wie möglich versuchen“, sich dazu zu äußern. Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen sei in den Vorgang nicht involviert gewesen.

Seit 1990 ist Roncalli regelmäßig in Aachen zu Gast: mit dem Roncalli-Jahrmarkt in Kornelimünster, mit dem Roncalli-Café in der Theaterstraße und zahlreichen Gastspielen auf verschiedenen Plätzen der Stadt. Bernhard Paul: „Immer war es der Anspruch, nicht nur zu unterhalten, sondern Kunst, Kultur und soziale Teilhabe zu vereinen – durch Kooperationen mit Kulturinstitutionen, durch Karten für soziale Einrichtungen, durch Begegnungen für alle Generationen. Und heute muss ich feststellen: Wir fühlen uns in Aachen nicht mehr willkommen.“

In Aachen gab es zahlreiche spektakuläre Gastspiele des legendären Kölner Zirkus. Die damaligen Stadtverwaltungen hatten Roncalli regelmäßig gestattet, auf dem Blücherplatz zu gastieren. Dort gab es sogar während der außergewöhnlich erfolgreichen Gastspiele stets eine eigene Roncalli-Bushaltestelle.

„Wir sind immer besonders gerne nach Aachen gekommen.“

Durch die Erhöhung der Auflagen, die Roncalli damals tragen sollte, sei der Jahrmarkt in Kornelimünster nach vielen erfolgreichen Jahren finanziell nicht mehr tragbar gewesen und habe nicht weitergeführt werden können, sagt Bernhard Paul. „Gleiches scheint sich nun auch bei den Zirkus-Gastspielen abzuzeichnen. Aachen war bislang und über so viele Jahre eine unserer absoluten Lieblingsstädte, wir sind immer besonders gerne nach Aachen gekommen, waren so oft da, das ist jetzt aus und vorbei.“

Auch mit dem jetzigen Platz ist der Roncalli-Chef höchst unzufrieden. Beim letzten Gastspiel konnte Roncalli sein Zelt auf dem CHIO-Gelände aufschlagen. „Das war eine sehr gute Lage, die jetzige ist mies. In diesem Jahr wurde uns das ursprünglich zugesagte CHIO-Gelände kurzfristig wegen Konzertterminen wieder entzogen – Konzerttermine, die nun aufgrund von zu geringen Kartenverkäufen abgesagt wurden. Wir mussten auf den Bendplatz ausweichen.“ Dies habe die Verschiebung der Premiere bedeutet mit einem dadurch resultierenden wirtschaftlichen Schaden.

„Sollte sich an den Auflagen der Stadt nichts ändern, werden wir bei der bevorstehenden Jubiläumstournee nach alternativen Städten suchen. Wir fühlen uns nach all den guten Jahren von der Stadt so schlecht wie nirgendwo anders behandelt. Das ist ein Affront. Für mich ist das Kapitel Aachen nach dem jetzigen Gastspiel damit beendet. Wir müssen nicht nach Aachen kommen, wir können auch wieder nach New York gehen!“ Roncalli ist offizieller Kulturbotschafter des Landes Nordrhein-Westfalen.

Fotos: Bernd Mathieu

6 Gedanken zu „Roncalli-Chef: „Das ist ein Affront“

  1. Typisch für Aachen !!!

    Wie war das damals mit Aachen Ole ? In jeder anderen Stadt ist es möglich nur in Aachen nicht.

    Alles was dem Öcher gefällt oder gefallen könnte, wird hier in Aachen mies gemacht.

    Entweder sind es Auflagen die nicht gestemmt werden können oder auch nicht gewillt ist diesen Verwaltungs/Ortungsdienst Wahnsinn weil,es ja in anderen Städten auch anders gehen kann.

    Es geht nur Miteinander,Sachlichkeit, Menschlichkeit und Fingerspitzengefühl,
    und das gibt es leider in Aachen nicht. Schade !!!

  2. Ich kann nicht verstehen, was hier passiert ist oder passiert sein soll.
    Ich war gestern Gast in diesem wunderschönen Zirkus und kann nur hoffen, dass sich die Konflikte lösen lassen!

  3. Hallo kommt doch nach Koblenz
    Die Koblenzer gehen gerne in den Zirkus 🎪
    Wir waren in Bonn und es war toll nur ihre Tochter hat uns gefehlt.
    Gruß Monika Goertz
    Geb. In st Pölten

  4. Wieder geht vieles verloren. Es wird alles zerstört. Einkaufen in der Adalbertstrasse, am Dahmengraben, Brunnen werden stillgelegt, Parkplätze entfernt, Baustellen fast in jeder Strasse, verbunden mit Umleitungen, keine kurze Erreichbarkeit zu den Geschäften, Baustellen bis zu 3 Jahren , so daß Geschäfte nicht erreichbar sind und schliessen müssen, jetzt noch Kultur zerstören, Roncalli, Hauptsache Döner Buden alle 5m genehmigen, Shisha Bars in Wohngebäuden mit Geruch und Lärm, wo bleibt der Bürger der sich noch wohlfühlen kann, zerstören von Gemeinschaft , wo sich Bürger in Burtscheid am Büdchen wohlfühlen, sich soziale Kontakte austauschen, müssen weichen, weil es keine Ausschankgenehmigung gibt, die Gebühren dafür zu hoch, rechnet sich nicht, das Parken mit horrenden Gebühren, in kurzer Zeit, noch nicht mal die Möglichkeit hat, nachzufüttern, aber wichtig, an jeder Ecke Knöllchen mit Blitzautomaten zu verdienen, keine Haltemöglichkeiten für Handwerker, um Dienstleistungen zu erbringen. Ich bin in Düsseldorf unterwegs mit Stadtführund, da leben die Geschäfte, da kann man Parken, da fließt Wasser an Brunnen, tolle Begrünung an Häuser, Luftschneisen alles fürs Klima, das gleiche gilt für Maastricht, so wird nicht in Aachen umgesetzt. Ergebnis, Geschäfte schliessen, keine Gewerbesteuer und keine Arbeitsplätze. Falsche Entscheidung. Kurze Ausschüttung meiner Gedanken.

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